(Monat-Tag-Jahr)

 
MARTIN BÖTTCHER

Meinungen und Bilder

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Die Biographie MARTIN BÖTTCHER - BIOGRAPHIE UND WERKVERZEICHNIS
Seit dem 01.07.2003 ist das Buch von Reiner Boller im Handel erhältlich.
Vorwort von Pierre Brice, 200 Seiten, Softcover, zahlreiche s/w-Fotos,
Gryphon-Verlag, ISBN: 3-935192-66-5 - Preis: € 12,60

Rezension von Gordon Piedesack
Wenn jemand dafür prädestiniert ist, ein ganzes Buch über Martin Böttcher zu schreiben, dann der, der sich das letzte Jahrzehnt hindurch, nach dem allgegenwärtigen Volker Rippe und eventuell noch Karl-Heinz Becker, unermüdlich zu einer weiteren Koryphäe auf diesem Gebiet entwickelt hat: Reiner Boller. Dass er dieses Ziel nun bald verwirklichen würde, hatte sich angedeutet. Und man kann wohl sagen: Es ist ihm gelungen. Das erste Buch über Martin Böttcher liegt vor uns: nach einem netten Geleitwort von Pierre Brice gibt es einen thematisch geordneten biographischen Überblick über das Schaffen des Meisters, ein Interview, Grußworte von cineastischen Größen und ein umfangreiches Werkeverzeichnis, das bald zwei Drittel des vorliegenden Buches ausmacht.

Innerhalb der titelgebenden Biographie hat der Autor eine jeweils chronologisch geordnete Reihenfolge eingehalten: auf erste Notizen über Schule und Berufswahl folgen die Schwerpunkte Film, Fernsehen, Arrangement, Hollywood, danach Presseauszüge zu Live-Konzerten, Preisverleihungen und Fernsehauftritten (wobei Reiner Boller fleißig aus - eigenen - Artikeln für „Karl May & Co." zitiert) und zuletzt ein paar familiäre Bemerkungen - im Großen und Ganzen das „Was" des Böttcherschen Wirkens. Im folgenden Interview wird stichwortartig auf alles eingegangen, was im biographischen Abriss keinen Platz mehr fand. Hier wird mehr auf das „Wie" eingegangen. Grußworte zum Siebzigsten von „MB" folgen.

Last but not least - „das" Werkeverzeichnis! Lag es bis vor einiger Zeit noch broschiert vor, wurde es nun aktualisiert und bietet den Nachweis akribischer Nachforschungen und einer über Jahre hinweg genau detaillierten Buchführung. Beginnend mit Kino, dann Fernsehen (jeweils mitsamt Angaben zu Stab, Darstellern und - wo möglich - Titelangabe), wird der Bogen über Werbe- und Industriefilme gespannt bis hin zu einem alphabetischen (nicht nach Jahren oder Tonträgerart geordneten) Tonträgerverzeichnis und abschließend zuvor nicht aufgeführten Eigenkompositionen sowie Vokaltiteln mit Angabe der Interpreten und Texter.

Im Forum des Karl-May-Magazins wurden schon die ersten Kritikpunkte artikuliert, die man vielleicht für eine zweite Auflage berücksichtigen möchte: Da wünscht sich beispielsweise jemand die Cover-Abbildungen aller Tonträger, um diese beim Sammeln vergleichen zu können. Aber - so der Webmaster der MB-Homepage - dann wäre das Buch wohl doppelt so dick geworden. Und: ein paar Fotos gibt's ja! Und was das Lektorat betrifft: ein nochmaliges Drüberschauen hätte sicher noch die wenigen (nennen wir sie mal) Druckfehler ausgesiebt (rein inhaltlich fehlt z. B. die Kennzeichnung von Fremdkompositionen auf „Wonderful World", und die 1981er „Winnetou-Melodien" gab es nicht nur auf CD) und optisch-ästhetische Korrekturen im Layout ermöglicht. Der im Verhältnis kurze biographische Teil wirkt ein bisschen knapp. Einiges wird schon fast im Telegrammstil stichwortartig mitgeteilt, und die langjährigen Leser der Artikel von Reiner Boller erfahren nicht wirklich viel Hintergrundnews. Aber, wie gesagt, als Zusammenfassung alles Wissenswerten über den großen deutschen Filmkomponisten genügt diese Erstauflage voll und ganz dem Anspruch, und eine zweite Auflage würden wir ihm ja von Herzen wünschen!! Ihm und Martin Böttcher...


Original Filmmusik

Martin Böttcher - ORIGINAL-FILMMUSIK
Peermusic CD 0103
(72:18 - 37 Tracks)
Wenn acht sich streiten, freut sich der neunte. Und das ist der Sammler rarer Filmmusiken. Aber die Freude über die jeweilige Rarität ist dann auch schon fast alles. Die Entstehungsgeschichte der vorliegenden CD mit dem originellen Titel ist dem Anlass nämlich derart unwürdig, dass man lieber den Mantel des Schweigens darüber hüllen mag, selbst wenn es nicht buchstäblich (wie oben angedeutet) acht Produzenten gewesen sein mögen, die dem guten Martin Böttcher zu dessen Fünfundsiebzigstem etwas Nettes hatten zukommen lassen wollen. So lässt sich bei tieferem Einblick in die Szene nur festhalten: wer eine CD plant, erzähle es nicht so laut herum - sonst gibt es hernach derer zu viele oder gar keine. Und „zu viele“ senkt die Lukrativität des Projekts. Fast „gar keine“ wäre diese hier geworden, und da sie zu dem ursprünglichen Jubiläum bald zwei Jahre verspätet auftritt, findet sich dazu auch nichts mehr im sich auf Allgemeinplätzen tummelnden Begleittext. Nur: Für all das kann diese CD nichts. Und auch nicht dafür, dass sie wohl ursprünglich etwas anders hatte aussehen sollen - inhaltlich wie optisch.

Wen nicht Hintergründe, sondern Hintergrundklänge interessieren, der hat allerdings seine Freude an dem Sampler, denn das ist er: ein Sampler mit sechs größeren Unterbereichen, von denen viele erstmals veröffentlichtes Material freigeben. Unser Haus in Kamerun wird mit Klängen gefüllt. Einer der gesuchtesten Böttcher-Scores aus dem Jahre 1961 erklingt hier in einer ausführlichen Suite. Hier wird fast der direkte Vorläufer der Musik zu den Karl-May-Filmen vorgestellt, denn ähnlich episch und getragen wie die ein Jahr später entstandene (und hier nicht enthaltene) Old Shatterhand-Melodie kommt hier das Hauptthema daher (allerdings ohne Mundharmonika), wenn auch der Komponist selbst angibt, eine andere Musik sei der Grund für sein Engagement beim "Schatz im Silbersee" gewesen.

Die folgenden fünf Auszüge aus dem im selben Jahr verhafteten Fälscher von London tanzen im Kontext der CD etwas aus der Reihe, denn die gab es vorher schon einmal auf CD. Allerdings bilden sie klanglich eine schöne Ergänzung zu den etwas düstereren Momenten der Kamerun-Musik. Teil drei und vier widmen sich der ein Jahr später verfilmten Straße der Verheißung (Gesang: Olive Moorefield) und dem ein Jahr zuvor gedrehten Auf Engel schießt man nicht, womit man den Bogen von romantischer Safari-Verfilmung über Edgar-Wallace-Krimi und Problemfilm hin zur Gaunerkomödie spannt - alles im zwar wenig überraschenden, aber wohltemperierten Orchestersound des Martin Böttcher. Wie man ihn halt kennt. Und woher man ihn halt kennt, womit auch noch gezeigt wird, in wie vielen Genres Böttcher tätig sein kann. So gesehen, ist dies doch schon ein wenig „Portrait“, ein wenig „Sound Kaleidoscope“.

Abgerundet wird die Sammlung mit einer mageren Lufthansa-Suite (von der anfänglichen Idee ist eben leider nicht viel übrig geblieben - schade, wenn man bedenkt, was da noch an Material schlummert...), die u.a. zweimal das gleiche Stück bietet ("Jet" einmal mit, einmal ohne die Trompete von Horst Fischer) sowie mit drei sogenannten Bonus Tracks. Dort gibt es dann etwa noch eine alternative Version des zuvor schon ertönten "Tipsy" aus "Auf Engel schießt man nicht " (dies ist in der Tat dieselbe Komposition, die Böttcher ein Vierteljahrhundert später in der Portugal-Folge von "Schöne Ferien" einsetzt) sowie "Veras Melodie" aus einer Derrick-Folge von 1983 (Stichwort Vierteljahrhundert). Zwischen diesem etwas lieblos angehängten Stück und den meisten übrigen Filmmelodien liegen in der Tat über zwanzig Jahre, und der nicht eingeweihte Hörer wundert sich zurecht darüber, was denn das hier noch zu suchen habe, wenn er denn nicht weiß, dass nämlich in der besagten Derrick-Folge Ruth Leuwerik ebenso Hauptdarstellerin war wie in "Auf Engel schießt man nicht". Aber ob diese innere Verbindung hier gewollt oder zufällig zustande gekommen ist, lässt sich nicht endgültig sagen.

Das in seiner Schlichtheit fast schon wieder ansprechende Äußere der CD (man wagt es ja kaum, von matten Pastellfarben zu sprechen) bietet keine wirklich neuen Fotos von Böttcher, und auch die mittlerweile schon üblichen Filmplakate dienen hier nur noch zum Schmunzeln, verrät doch dasjenige zur "Straße der Verheißung", dass Martin Böttcher hier für die Bauten zuständig war, und dass Baufachmann Wolf Englert hier mal Musik schreiben durfte. Nun ja, öfter mal was Neues...

So richtig freuen mag man sich nicht, aber um sie mit Nichtachtung zu strafen, dafür ist die CD nun doch wieder zu wertvoll. Und der Unmut bezieht sich ja keineswegs auf den Meister und seine Musik, als vielmehr auf die, die dessen Musik archivieren und verwalten oder zumindest vorgeben, dies zu tun. Denn woher nun plötzlich "Veras Melodie" auftaucht, die noch vor wenigen Jahren als verschollen („bei der TELDEC weggeworfen“) galt, das mag ebenso ein Geheimnis bleiben wie die Frage, wem wir denn das CD-Debüt dieser eindringlich schönen Melodie zu verdanken haben. Ein Jammer, wenn sie verschollen geblieben wäre...
Gordon Piedesack


Marina - Am Tag, als der Regen kam

Neue Filmmusik-CD von Martin Böttcher
MARINA / AM TAG ALS DER REGEN KAM
Ein sehr gelungenes Experiment von Bear Family Records geht auf eine eigentlich nicht mehr so neue Idee zurück: Aktuelle Songs aus den Hitparaden, die als sogenannte "Source Music" in irgendeinem Film vorkommen (als Hintergrundmusik in einem Café zum Beispiel), werden zum Leidwesen der Puristen unter den Soundtrack-Sammlern immer wieder mit aktueller Filmmusik gekoppelt. Dabei hoffen die Väter einer solchen Kopplung auf eine recht hohe Verkaufszahl - höher zumindest als bei dem bloßen Soundtrack ohne Songs.

So eine CD gibt es jetzt auch von Martin Böttcher. Um 1960 entstanden die Filme Marina und Am Tag, als der Regen kam, die - so sagt die Presseankündigung - thematisch kaum etwas miteinander zu tun haben, wenn da als Bindeglied nicht die seinerzeit brandaktuellen Schlager und eben die Verpflichtung von Martin Böttcher wären. Für die nach einer Story von Artur Brauner entstandene Klamotte Marina, in der unter anderem Bubi Scholz, Georgia Moll, Hannelore Elsner und der spätere Karl-May-Schauspieler Kurt Waitzmann mitwirkten, übernahm der damals noch recht unbekannte Böttcher die "musikalische Leitung", wie es so schön im Vorspann heißt.

Dabei konnte er mit Showgrößen wie Silvio Francesco, Rocco Granata, Jan & Kjeld, Teddy Stauffer oder Trude Herr zusammenarbeiten und für den Großteil der im Film verwendeten Musik die Arrangements schreiben. Das macht denn nun auch den besonderen Sammler-Wert des Silberlings aus: die Raritäten. So erklingt eine unfertige Fassung von Buona sera mit Rex Gildo, und Martin Böttcher liefert eine Menge Instrumental-Versionen von bekannten Melodien wie dem "Red River Rock", "Cherry Pink and Apple Blossom White" oder "Ich will keine Schokolade". Bei den Komponisten der Schlager finden wir unter anderem den Karl-May-Komponisten Erwin Halletz wieder, unter den Arrangeuren zählt Werner Rönfeldt zu denen, die auch Martin Böttcher später bei dem einen oder anderen Soundtrack der Karl-May-Filme unter die Arme gegriffen haben.

Für den Problemfilm Am Tag, als der Regen kam durfte Martin Böttcher ein Jahr zuvor eine wirkliche Filmmusik komponieren, die schon ein wenig in Richtung seiner späteren Edgar-Wallace-Sounds geht. Auch hier greift er jedoch immer wieder gerne die von Dalida, Hans Blum oder Ralf Bendix vorgetragenen Vokal-Versionen (bei denen auch Paul Kuhn unter die Arrangeure gegangen ist) auf und interpretiert sie instrumental. Karl-May-Freunde werden in diesem Film auch neben dem herausragenden Gert Fröbe eine Anzahl weiterer bekannter Stars wiederfinden: Mario Adorf und Elke Sommer spielen Hauptrollen, der EUROPA-Hörspiel-Sprecher und Segeberger Bösewicht von 1980, Claus Wilcke (Im Tal des Todes), spielt ein Mitglied einer Bande von Jugendlichen, der spätere Traumschiff-Arzt Horst Naumann (synchronisierte Rik Battaglia in "Das Vermächtnis des Inka") ist als Kriminalassistent zu sehen - und man sieht die Stimmen von Winnetou und Old Shatterhand: Christian Wolff und Gert Günther Hoffmann.

Die CD erscheint in diesen Tagen zum Preis von 15,34 Euro unter der Nummer BCD 16588 AH bei Bear Family Records, Postfach 1154, 27727 Hambergen mit 33 Tracks und einem - bei dieser Plattenfirma schon fast sprichwörtlichen - reich bebilderten Booklet von 36 Seiten mit Darstellerlisten und Inhaltsangaben der Filme sowie einem ausführlichen Tracklisting. Wer an solchen Mixturen seinen Spaß hat, wer ein Faible für diese Zeit und ihre Schlager hat oder einfach nur Martin-Böttcher-Fan ist, wird dieses witzige Experiment sicher als einen Gewinn in seiner Sammlung betrachten. Und wieder fragt man sich: Wer hat da wieder solange auf den Bändern gesessen?
Gordon Piedesack


EDGAR WALLACE

Originalmusik komponiert und dirigiert von PETER THOMAS und MARTIN BÖTTCHER
EDGAR WALLACE
Musikzusammenstellung und Musikschnitt: Jost Graf Hardenberg
Album produziert für CELINE Records von Richard Kummerfeldt
CELINE 0011 im Vertrieb COLOSSEUM (LP ist nicht mehr im Handel verfügbar)
(1982/?/48:21)

"Hallo ... Hier spricht Edgar Wallace!!!" Seit 1961 ertönte hiernach Musik aus den Federn von Peter Thomas und Martin Böttcher, zwei der wohl innovativsten deutschen Filmmusiker jener Zeit. Was sie fabrizierten, gilt als "bizarr, pompös, überraschend, humorvoll, immer von unkonventionellen Ideen inspiriert und originell orchestriert" (Covertext von Florian Pauer und Wolfgang Breyer). Mit der Zeit gehörten sie genauso dazu wie der smarte Heinz Drache, der draufgängerische Joachim Fuchsberger, der genial-wahnsinnige Klaus Kinski, die liebreizende Karin Dor, Siegfried Schürenberg als Sir John oder Eddi Arent als Reporter.

Fallen auf der einen Seite durchaus Parallelen zu Henry Mancini oder Burt Bacharach auf, haben beide andererseits wieder einen ganz eigenen Stil. Peter Thomas liebt das überraschend dissonante Moment und "will erschrecken". Martin Böttchers Kompositionen wirken dagegen harmonisch geschlossener und tanzbarer. Beide können ihre Vorliebe für den Jazz nicht verbergen, was auch ganz klar in den Arrangements zum Ausdruck kommt. Böttcher setzt vor allem das Saxophon ein (PHANTOM-WALK, STRIPTEASE BLUES), mit dem er schon bei den Pater Brown-Filmen die schwarz-weiße Krimi-Atmosphäre untermalte, lässt aber auch (etwa in dem mitreißenden TERRIBLE und dem fetzigen KRIMINAL-RHYTHMUS) die ganze Combo auf den Hörer los. Thomas arbeitet mehr mit rasenden Bläserattacken (PENELOPE), mit wortlosem Chorgesang (WALKING DANDY, als adaptierte Geräusche auch einzeln im synkopisierten HORROR CALL) und dem Klavier (THEME FOR LUCY, BLUE ROMANCE) und knüpft an seinen Cotton-Durbridge-Stil an.

Die LP (mit einigen Druckfehlern in der Zuordnung der Filme behaftet) wurde damals als kleines musikalisches Juwel (was sie in der Tat ist) angepriesen, "damit die lange Periode der Ignoranz deutscher Filmmusikkultur überwunden wird". Noch nie zuvor waren erfolgreich Anstrengungen unternommen worden, einen Sampler mit Edgar-Wallace-Musik herauszubringen. Hier nun war er. Und der Rezensent hätte noch zig Stücke aus weiteren Filmen gerne hinzugefügt gewusst. Doch so ganz konnte wohl hier die Ignoranz-Grenze nicht durchbrochen werden. Immerhin kam es fast ein Jahrzehnt später zu mehreren Thomas-CDs mit Musik aus jener Zeit. Man wird hoffentlich nicht noch ein Jahrzehnt warten müssen, bis auch Martin Böttchers Werke in ähnlicher Weise verewigt werden.

(Fazit:) Ambitionierte Krimi-Musik der Sechziger, jazzig gehalten, droht den Vinyltod zu sterben, wenn nicht diese Rezension die Labels inspiriert hat!!
Gordon Piedesack


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© Wilfried Wittkowsky

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